Samstag, 24. August 2013

Schönmalerei

Im Zuge der Sommerakademie habe ich vor einigen Wochen bei boesner bestellt, unter anderem einen neuen Aquarellblock. Und um mich mit dem Papier anzufreunden und nicht allzu viel nachdenken zu müssen, habe ich als erstes Projekt was Simples, Narrensicheres gewählt. Der Waldi-Faktor spielte, ich gebe es zu, natürlich auch eine gewisse Rolle.


Die Idee stammt von hier, überhaupt eine schöne Seite für einfache, aber wirkungsvolle Spielereien mit Papier und Farbe. Man lasiert das Papier ganz dünn mit einer Farbe, lässt sie trocknen, zeichnet in die Mitte eine einfache Form mit Bleistift, lasiert alles außenrum dünn, erweitert die Form, lasiert wieder außerhalb der Umrisse, lässt trocknen, zeichnet, lasiert. So werden die Randbereiche immer dunkler und durch die vielen dünnen Schichten (statt einer dicken) bekommt die Farbe eine schöne Tiefe. Damit bekommt sogar der letzte Konst-Noob schöne Bilder hin.


Mein Bild musste natürlich grün werden und weil ich gerade dabei war, habe ich auch gleich den neuen Pinsel (Stärke 20! Hallo streifenfreier Farbauftrag!) ausprobiert. So konnte ich mich auf billigstem Weg mit dem neuen Werkzeug vertraut machen und habe sogar noch was zum an die Wand hängen.


Es sieht bestimmt auch hübsch aus, wenn man das gleiche Motiv noch in anderen Farben arbeitet und die Bilder dann nebeneinander als Reihe aufhängt. Oder ein großes malt und es danach zu Postkarten zerschneidet.

Meins hängt jedenfalls erstmal in der Küche, dort wo vorher ein Licher Werbeplakat hing. Das war auch grün.

Donnerstag, 22. August 2013

Everything is prettier on Silk

Seide zu färben ist gleichzeitig total toll und ziemlich nervig. Wer schonmal was anderes als krass verarbeitete und totbehandelte Seide in der Hand hatte, wird wissen, wovon ich spreche. Sie zieht Fäden und bleibt überall hängen, bevorzugt an rauen Hautstellen, von denen man nicht einmal wusste, dass sie rau sind. Eincremen oder Handschuhe tragen hilft, aber dann bleibt das Zeug eben an etwas anderem hängen. Zum Beispiel den Klamotten, der Stuhllehne oder einfach nur an sich selbst. Außerdem braucht Seide ziemlich lange, bis sie sich mit Wasser vollgesogen hat, Raupensabber sei Dank. Was in der Natur hilft, zarte Falterflügelchen trocken zu halten, schürt beim Färber Ungeduld.

Aber wenn sie dann erstmal nass ist, wird es spannend. Und bunt. Oh, so bunt.


Diesen Stapel Seidenhankies habe ich vor ein paar Tagen in einem Anfall
akuten Hippietums gefärbt. Seht ihr es glitzern? Seht ihr es leuchten? Ich bin begeistert.


Für alle, die Seidenhankies bisher noch nicht kannten, eine kleine Erklärung. Seide besteht ja aus der Faser, die Seidenraupen spinnen, um sich für die Metamorphose zu verpuppen. Meistens werden die Kokons gekocht, um den Kleber aufzuweichen, mit dem die Fasern (bzw. die eine, sehr sehr lange Faser) zusammengehalten werden, und dann wird die Seide abgewickelt. So bekommt man lange, glatte Fasern, aus denen sich sehr gleichmäßige Garne spinnen lassen. Für die Hankies wird der Kokon, so wie er ist, auseinandergezogen und gedehnt, bis ein hauchdünnes, flaches Gebilde entsteht, das über einen Rahmen gespannt wird. Meistens werden ungefähr fünf bis zehn dieser Tücher gestapelt, aber da die einzelnen Lagen so dünn sind, lässt sich die genaue Anzahl nur schwer nachprüfen.

Zum Spinnen fummelt man eine möglichst dünne Lage (also ein bis zwei Tücher) vom Stapel, macht mit den Fingern ein Loch in die Mitte und dehnt es so lange, bis man einen langen dünnen Faserring hat. Der wird an einer Stelle auseinandergerissen und voilà, verspinnbare Faserstränge. In einer älteren Knitty gibt es auch eine bebilderte Anleitung.


Die meisten meiner Hankies sind so 10-12g schwer. Das hört sich nach nicht viel an, aber Seide lässt sich sehr dünn ausspinnen, mit 10g kommt man also schon sehr weit.


Zum Verkauf werde ich die ganzen Stapel nochmal einzeln fotographieren müssen, weil sie auf Vorder- und Rückseite doch recht unterschiedlich aussehen und überhaupt keins dem anderen gleicht. Aber wunderschön sind sie alle, ich kann mich gar nicht satt sehen an diesen tollen Farben.

Mittwoch, 14. August 2013

Geduldsfädchen

Am heutigen Projekt arbeite ich schon über zwei Jahre und es bringt im Moment über 350 Maschen auf die Nadel. Was mag das sein? Eine riesengroße Schmusedecke? Ein quergestrickter Flauscheschal? Eine Hülle fürs Spinnrad?


Ein pupsikleines, superfeines Spitzendeckchen. Ja!

Das Garn für dieses Projekt bekam ich mal günstig bei der WollLust und wusste lange Zeit nicht recht, was ich damit anfangen soll. Klar, aus 325m lässt sich normalerweise schon ein Tuch stricken, aber nicht, wenn diese 325m Garn zusammen nur 25g wiegen.


Die Wahl fiel schließlich auf dieses Deckchen von Herbert Niebling. Der Mann war ein ziemliches Phänomen und hat zig Spitzentücher, -decken, -läufer und -vorhänge mit krass komplizierten floralen Mustern entworfen. Wenn man bedenkt, dass er die Teile auch alle probegestrickt haben muss und sich sicher das eine oder andere Mal ein kleiner Fehler eingeschlichen hat, der behoben werden musste.. alter Verwalter.


Die Nadeln auf dem oberen Bild sind übrigens 15cm lang und haben eine Stärke von 2mm, nur, damit da keine falschen Vorstellungen aufkommen. Bisher habe ich leider keine längere Rundstricknadel in der Stärke, deswegen behelfe ich mir mit den DPNs. Dass ich für das bisschen so lange gebraucht habe (und für den Rest sicher nochmal genauso lange brauchen werde) liegt daran, dass man sich da wirklich konzentrieren muss. Im Moment hat ein Rapport so um die 60 Maschen, das kann man nicht für jede Runde neu auswendig lernen und einfach runterstricken, zumal 2,00mm Nadeln und so dünnes Garn auch eine Herausforderung an die Fingerfertigkeit darstellen. Und ehrlich gesagt will ich da auch wirklich keine Fehler reinstricken, das in einer späteren Runde beheben zu müssen wäre der Horror.
Ein echtes Geduldsdeckchen, das mir wieder einmal klar macht, wie gut wir es haben, mit sowas nicht unser Brot verdienen zu müssen.

Samstag, 10. August 2013

Ich hab's gepAKT!

Obwohl mein Kurs in der Sommerakademie nur zwei Wochen dauerte und ich somit letzte Woche Freitag schon fertig war, habe ich bis heute gebraucht, Fotos zu machen. Der Grund? Ich hab mich nicht getraut, die riesige Rolle, die wir am Ende aus meinen Bildern gerollt haben, auszupacken. Zumal zusätzlich hier noch ein paar Sachen auftauchten und da noch ein paar Zeichnungen in einer Mappe versteckt lagen und ach, das dort drüben, das war ja auch noch von mir.
Zum Glück haben wir gerade mal wieder ein leeres Zimmer, woanders in der Wohnung wäre nie und nimmer genug Platz gewesen, alles auszubreiten und nach Größe zu sortieren. 


Nächste zu klärende Frage: Wo und wie verstaut man sowas?

Dienstag, 6. August 2013

Über Nupps

Wer sich die Bilder von Miralda näher angesehen oder das Tuch auch schon gestrickt hat, wird es gesehen haben: Unmengen von Nupps, diesen kleinen, lästigen Knubbelchen, die zwar irgendwie hübsch aussehen, aber irre nervig zu arbeiten sind. Sie werden so gestrickt, dass man in der Hinreihe aus einer Masche drei, fünf oder sogar sieben rausstrickt (mein Rekord liegt bei neun (!) für Aeolian), die in der Rückreihe alle wieder zusammengestrickt werden. Auf dem Hinweg ist das ja alles noch ok, aber strickt mal in einem Rutsch sieben Maschen links zusammen. Not funny. Man merkt, ich stehe auf Kriegsfuß mit ihnen.


Als ich mit dem Tuch anfing, hatte ich überlegt, die Nupps komplett wegzulassen. Das haben andere Leute auf Ravelry auch schon getan (oder sie gegen Perlen ersetzt, keine Option für mich) und es sah nicht schlecht aus.. aber irgendwas fehlte. Hat wohl doch seinen Sinn, dass die da sind.
Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich mich entschloss, sie doch tapfer mitzustricken. In Knitted Lace of Estonia gibt es einen zehnseitigen historischen Abriss über die Spitzentuchproduktion in Estland im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, der sehr interessant zu lesen ist. Die Frauen haben damals ohne geschriebene Anleitungen gearbeitet, auf normalen Metallstricknadeln mit Nüpsi hinten (Rundstricknadeln waren noch nicht erfunden), das muss man sich mal vorstellen. Verkauft wurden die Tücher hauptsächlich an wohlbetuchte (haha!) Damen aus St. Petersburg, früher russischer Tourismus im Baltikum. Der Preis orientierte sich dabei nicht an der Größe des Tuchs oder Komplexität des Musters, es wurde nach Gewicht bezahlt. Und, man ahnt es schon, Nupps verbrauchen soviel Garn, dass - bei entsprechend häufigem Gebrauch im Muster - das Gewicht des Tuchs bei gleichbleibender Größe deutlich erhöht werden konnte, was natürlich mehr Geld einbrachte. Darauf muss man erstmal kommen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir gefällt die Idee. Nicht, dass ich mich irgendwie in einer Tradition estnischer Spitzenstrickerinnen sehen würde, aber so ein bisschen Althergebrachtes schadet ja nicht und ich mag den Gedanken, der dahintersteckt. Die kleinen Biester sind schrecklich zu stricken, aber in gewisser Weise drücken sie meinen Respekt vor den Strickerinnen aus, die sich mit ihren Tüchern über Wasser halten mussten. Wir "modernen Menschen" vergessen viel zu leicht, dass die meisten Dinge, die wir als selbstverständlich hinnehmen, hart erkämpft wurden und scheuen uns viel zu oft davor, uns ohne direkt sichtbaren Lohn und nur aus Hochachtung vor anderen ein bisschen mehr Arbeit zu machen, als eigentlich nötig wäre. Und sei es nur bei einer Anleitung für ein Spitzentuch aus Estland.

Samstag, 3. August 2013

Die schöne Estin

Ich besitze mittlerweile einen guten Regalmeter an Handarbeits- und Strickbüchern. Und so gerne ich darin schmökere, die Modelle anschmachte oder mir Garnalternativen (für die ganzen amerikanischen, in Europa nicht erhältlichen Garne) überlege, so selten stricke ich etwas daraus. Anleitungsbücher aus Papier sind einfach unpraktisch.
Meistens haben sie eine Taschenbuchbindung und müssen, damit sie offen liegen bleiben, auf beiden Seiten beschwert werden, was wiederum in hässlichen Knicken auf dem Buchrücken resultiert. Kopierversuche führen zum gleichen Ergebnis und zum mitnehmen sind sie oft zu groß und schwer.. zumal, wer will 26 Anleitungen mit sich herumtragen, wenn er nur eine einzige braucht, und davon oft auch nur einen Chart?
Ehrlich, ich mag Bücher und Handarbeitsbücher sowieso, aber wenn es um die Frage geht, was ich als nächstes stricken soll, gewinnen meistens Anleitungen im PDF-Format. Das ist eigentlich sehr schade, man kauft sich die Bücher ja gerade wegen der tollen Modelle und so habe ich mir letzte Woche Nancy Bushs Knitted Lace of Estonia (noch ohne DVD) und einen Strang Madelinetosh Lace geschnappt und Miralda's Triangular Shawl angeschlagen.Den mochte ich schon immer gern.


Die Anleitung hat zum Glück eine sehr überschaubare Anzahl Charts, die man sich auch gut auf Karopapier abzeichnen kann. Schont das Buch und den Rücken, wenn ich auswärts stricke.
Das "Besondere" an diesem Tuch ist übrigens, dass man mit der langen Kante (also da, wo man normalerweise am Ende alles abkettet) beginnt und die Maschenzahl kontinuierlich weniger wird. Ist am Anfang mit viel Zählerei und Frust verbunden, dafür geht es dann am Ende ganz schnell.


Was auch mit Frust verbunden ist, ist das Garn. Klar, es ist weich und flauschi und die Färbungen sind bestimmt auch ganz toll (wenn man nicht gerade wie ich die ungefärbte Version nimmt), aber die Qualität stimmt meiner Meinung nach nicht. Ich finde, für 22 Euro pro Strang kann man schon erwarten, dass ein Garn knoten- oder zumindest knubbelfrei ist und nicht alle paar Meter ein Grannenhaar drinsteckt. Gut, vielleicht habe ich ein Montagsknäul erwischt, aber bei dem Preis sollte die Qualitätskontrolle doch etwas kritischer sein. Da hatte ich echt schon bessere Garne für kleineres Geld und ich verstehe auch wirklich nicht, wieso ganz Ravelry so auf Madelinetosh abfährt.
Hat einer von auch auch schon mal was aus dem Garn gestrickt? Wie sah euer Strang aus, wart ihr zufrieden damit? Würde mich echt interessieren, ob das ein allgemeines Problem ist oder ob ich einfach nur Pech hatte.